„So etwas kann man nicht vergessen.“
15.09.2021
Besuch der KZ-Denkstätte Dachau der 10. Klassen im Schuljahr 20/21
Die Zeit des Nationalsozialismus und die damit verbundene Entrechtung, Verfolgung und Ermordung von Juden und anderer Bevölkerungsgruppen wird in der 9. Jahrgangsstufe im Fach Geschichte ausführlich behandelt. Anfang der 10. Klasse folgt daraufhin normalerweise am ersten Wandertag eine Exkursion zu der KZ-Gedenkstätte in Dachau. Da diese 2020 coronabedingt ausfallen musste, wurde sie am Ende des letzten Schuljahres nachgeholt.
Am Donnerstag, den 22. Juli 2021, trafen sich die drei 10. Klassen um 7.50 Uhr in ihren Klassenzimmern – die erste Exkursion nach etwa eineinhalb Jahren. Man möchte meinen, dass die Stimmung an einem Tag wie diesen kaum ausgelassener sein könnte. Doch als wir nach der klasseninternen Anwesenheitskontrolle in die Busse einstiegen, war es überraschend still. Durch die Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte im Unterricht hatten wir SchülerInnen bereits einige Informationen zu dem Gedenkort erhalten und wussten dadurch in etwa, was uns erwarten würde. Dadurch war die Atmosphäre eher bedrückend als heiter. Umso näher wir unserem Ziel kamen, desto stärker war dies zu spüren.
Da die drei Klassen für die zweieinhalbstündige Führung jeweils halbiert wurden, teilten sich die begleitenden Lehrkräfte Patrick Giese, Dr. Johannes Hain, Michaela Kramer, Karin Mertz, Nina Gasser und Stefanie Weiner auf die jeweiligen Gruppen auf, um diese zu begleiten. Jede Gruppe wurde von einem Experten über das Gelände geführt.
Sobald man das eiserne Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ durchquert hatte, veränderte sich die Stimmung erneut. Ungläubigkeit und Erschütterung über die Weitläufigkeit des Geländes waren zu spüren. Es ist eine Sache, Bilder der Gedenkstätte im Unterricht zu sehen und die Taten theoretisch zu behandeln, aber die rekonstruierten Baracken, die Gaskammer mit der Beschriftung „Brausebad“ und die Verbrennungsöfen vor sich zu sehen oder diese Räume sogar zu betreten, ist eine ganz andere. Vor allem bei der Besichtigung des Krematoriums kamen einzelnen SchülerInnen die Tränen.
Nach der Besichtigung bekamen wir noch etwas Zeit, um das angrenzende Museum zu besichtigen. Anschließend machten wir uns auf den Heimweg und kamen gegen 14.30 Uhr an der Schule an.
In den darauffolgenden Schultagen wurde zur Nachbereitung noch der offizielle Dokumentarfilm der KZ-Gedenkstätte Dachau gezeigt. Zudem gaben uns viele Lehrer die Möglichkeit, über unsere Eindrücke und Erfahrungen zu sprechen und uns darüber mit ihnen oder mit unseren Mitschülern auszutauschen. Da die Exkursion viele SchülerInnen aufwühlte, war dies sehr wichtig.
Ich denke, ich kann für alle meine MitschülerInnen aus der jetzigen Q11 sprechen, wenn ich sage, dass das zwar die schwierigste, aber gleichzeitig wichtigste Erfahrung in unserem bisherigen Schulleben war. Denn um Georg Stefan Troller, einen US-Soldaten, der das Konzentrationslager nur wenige Tage nach der Befreiung der Häftlinge besuchte, zu zitieren: „So etwas kann man nicht vergessen.“
Verena Eder, Q11
Bildquelle: www.wikimedia.de